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Catcalls of Osna- Mit bunter Kreide gegen sexuelle Belästigung

Sind euch schon mal die bunten, mit Kreide geschriebenen Sprüche aufgefallen, die überall in der Osnabrücker Innenstadt auftauchen?
Die Sprüche mögen von Weitem aussehen wie witzige, unbedeutende Kritzeleien, aber sie haben einen ernsten Hintergrund. Denn dies sind die “Catcalls of Osna” – unangenehme und ungefragte Anmachsprüche, die am Ort des Geschehens mit Kreide festgehalten werden.

#stopptbelästigung in Osnabrück

“Catcalls of Osna” hat die Mission, sich mit bunter Kreide gegen sexuelle Belästigung zu wehren. Dieses Projekt wurde Anfang 2020 von den Studierenden Nele J. und Lena F. ins Leben gerufen. Allerdings ist “Catcalls of Osna” keineswegs eine einzelne Bewegung. Denn die Osnabrücker Initiative beruft sich auf die Chalkback.org, ein Projekt aus New York City von Sophie Sandberg, das diese während ihrer Schulzeit startete. In 2017 ging der Instagram Kanal “Catcalls of NYC” online und seitdem folgten diesem Vorbild über 200 Accounts auf sechs Kontinenten. Auf die Idee, sich der Chalkback-Bewegung anzuschließen, kamen Lena und Nele, nachdem sie bei einem Aufenthalt in Spanien eine solche Aktion gesehen hatten und sich dann herausstellte, dass es noch keine Initiative gegen sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum in Osnabrück gab. Dies konnten die beiden nicht einfach so stehen lassen und wollten “vor der eigenen Haustür anfangen”, erinnert sich Nele. Also ging die Instagram-Seite “Catcalls of Osna” online. Hier erreichen nun mehrmals die Woche Nachrichten über die übergriffige Erfahrungen das Team. Das Wichtigste hierbei: Alle EinsenderInnen bleiben anonym.

Aber was sind Catcalls eigentlich genau? Grundsätzlich ist ein Catcall ein verbaler Ausruf mit sexistischem, beleidigendem, queerphobem und/oder rassistischem Inhalt, der Menschen ungefragt entgegengebracht wird. Außerdem gehört auch das Hinterherpfeifen, Hupen, Verfolgen, sowie das Ignorieren von einem “Nein” dazu. Ein Catcall ist definitiv kein Kompliment, denn es beinhaltet immer eine ungefragte Wertung und zielt oft auf persönliche Themen wie Sexualität, Geschlechtsidentität oder Ethnizität ab. Dabei fühlen sich die Betroffenen oft unwohl, eingeengt bis hin zu unsicher und bedroht in der Öffentlichkeit, da die Catcalls oft mit einer gewissen Aggressivität, Grenzüberschreitung sowie körperlicher Nähe einhergehen.
Dabei kommt der Begriff aus der Tierwelt, genauer von Katzen, wie der Name schon andeutet: Zum einen machen wir Menschen bestimmte und zum Teil komische Laute, um die Tiere anzulocken. Zum anderen nutzen Kater ihre Laute, um Katzen anzulocken und sich dann fortzupflanzen. Ein Verhalten, das den ungefragten Anmachsprüchen oftmals sehr ähnelt.

Wachsende Initiative

Zunächst waren Nele und Lena nur zu zweit unterwegs, um die verschiedenen Sprüche an den verschiedensten (Tat-)Orten anzukreiden. Allerdings mussten sie aufgrund des ersten und dann später des zweiten Lockdowns ihre Auskreidungen stoppen, was auch die Aufmerksamkeit für die Initiative in Osnabrück verlangsamte. Trotzdem schafften die beiden in 2021 rund 100 „Ankreidungen“. Eine gewaltige Zahl, wenn man bedenkt, dass dahinter dementsprechend 100 übergriffige Situationen steckten. Mittlerweile erreichen das Team so viele Nachrichten von Betroffenen via Instagram, dass nicht sie nur selbst als Team wachsen, sondern auch die Ankreidungen und deren Aufmerksamkeit stetig zunehmen. Zur Zeit hat das Team 15 Mitglieder. Und mehr Wachstum ist geplant. Auch soll bald ein Chalkback-Event stattfinden, bei dem ihr vorbeikommen und selber eure Erfahrungen ankreiden könnt. Bisher fand so ein Event bereits auf dem Campus der Universität am Schloss statt.

Solltet ihr Catcalling erfahren, hat das Team von “Catcalls of Osna” einige Tipps für euch. Ignoriert die Kommentare oder gebt Kontra, indem ihr laut etwas wie „Das ist Belästigung“ oder „Lassen Sie das!“ ruft. Wichtig ist, dass diese Situationen nie eure Schuld sind!
Oft hilft auch, über eure Erfahrungen zu reden und eure Geschichte zu teilen. Dabei dürft ihr euch natürlich immer gerne an “Catcalls of Osna” wenden und keine Sorge Sicherheit wird großgeschrieben: Denn alle Nachrichten bleiben anonym. Insofern kann jede und jeder sich einbringen, die Posts teilen und so zu einer offenen Konversation über sexuelle Belästigung beitragen.

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