Direkt neben dem Osnabrücker Dom befinden sich das Diözesanmuseum und die Domschatzkammer. Und genau hier führt es uns heute hin. Wir sind verabredet mit Karina Dänekamp und Hermann Queckenstedt. Karina ist studierte Kunsthistorikerin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Diözesanmuseum. Sie hatte uns zuvor angeschrieben und uns zu einem Besuch eingeladen. Herr Queckenstedt ist der Leiter des Museums und hat sich dem Treffen kurzerhand angeschlossen. Bessere Guides hätten wir uns wohl kaum wünschen können.
Wer das Museum betritt, wird zuallererst von der Taubenfibel begrüßt. Das Stück ist über 1200 Jahre alt und nimmt mit seiner Position direkt gegenüber der Eingangstür einen denkbar prominenten Platz im Museum ein. Das ist natürlich kein Zufall, sondern Ausdruck einer Symbolik, deren Grundgedanke sich durch das ganze Museum zieht. Die Taubenfibel gehörte wahrscheinlich einer Bürgerin des noch jungen Osnabrücks und wurde zur Lebzeit ihrer Trägerin gut sichtbar als Befestigung des Gewandes getragen. Zum einen erfüllte sie somit einen ganz praktischen, alltäglichen Nutzen, war jedoch als christliches Symbol gleichzeitig ein persönliches Glaubensbekenntnis.
Dass die Taubenfibel direkt am Eingang platziert ist, ist somit Ausdruck für die Öffnung der Kirche gegenüber dem städtischen Leben und Zeugnis davon, dass die Vergangenheit des Doms eben nicht nur für sich selbst steht, sondern die Osnabrücker Geschichte auf vielerlei Weise entschieden geprägt hat.
Das Museum ist gespickt mit zahlreichen historischen Ausstellungsstücken. Skulpturen, Reliquien und bischöfliche Kleider reihen sich ein neben verschiedenen kunsthandwerklichen Objekten aus den letzten 1200 Jahren. Die Inszenierung ist bewusst schlicht gehalten, um die Exponate gut zur Geltung kommen zu lassen. Besonders einprägsam stellt sich das mit einem Blick in die Domschatzkammer dar, die sich im oberen Stockwerk des Diözesanmuseums befindet. Der Raum ist komplett schwarz gehalten, wodurch die meist goldenen Ausstellungsstücke eindrucksvoll herausstechen.
Im Gespräch mit Karina und Herrn Queckenstedt erfahren wir die Hintergründe der einzelnen Objekte. Dabei legen beide großen Wert auf eine umfassende Darstellung der Vergangenheit. Die Ausstellung soll nicht belehren und auch nicht die Werbetrommel für die Kirche rühren. Sie soll vielmehr ganzheitlich die Geschichte des Bistums und des Osnabrücker Doms erzählen. Die Rolle der Kirche in der NS-Zeit wird daher genauso zum Thema gemacht wie kirchliches Kunsthandwerk und die Osnabrücker Karlstradition.
Ein Punkt, der Karina und Herrn Queckenstedt besonders wichtig ist, ist, dass die Ausstellung für jeden und jede zugänglich ist. “Was nutzt uns der ganze Kram, wenn wir die Bedeutung nicht kommunizieren können?”, so Herr Queckenstedt.
Bei eurem Besuch werdet ihr stets begleitet von einem Mitglied des 8-köpfigen Aufsichts-Teams, das euch für Fragen zur Seite steht. Interessierte können zudem an einer Führung teilnehmen. Auch ein Museumsführer in leichter Sprache wird angeboten.
Darüber hinaus hat das Diözesanmuseum bereits seit 2009 eine aktive Museumspädagogik. Interreligiöse Führungen mit muslimischen BesucherInnen schaffen ein Forum für kulturellen Austausch und sorgen im besten Fall für einen Diskurs, der Grenzen abbaut und zusammenschweißt.
Das kleine Team rund um das Diözesanmuseum ist bunt gemischt und ein großer Teil der Arbeit wird von Studierenden aus unterschiedlichen Fachrichtungen getragen. “Das Team ist jung und in unseren unterschiedlichen Profilen ergänzen wir uns alle. Darin liegt die Kraft dieses Hauses.” So klingt ein stolzer Museumsleiter.