Kauft ihr lokal in Osnabrück? Und wenn ja, wie? Diesen Fragen ist die Wirtschaftspsychologin Marie-Luise Meyer nachgegangen und hat eines herausgefunden: Gerade die, die mit dem Internet aufgewachsen sind, greifen immer mehr auf Dienste wie “Click & Collect” zurück. Die App “Hamwa”, die die 26-jährige Osnabrückerin in 2021 gründete, soll besagten Bestell- und Abholservice in der lokalen Systemgastronomie etablieren. Erfahrt in diesem TYPISCHOsnabrück, wie Hamwa den stationären Einzelhandel digital denkt.
Eine neue Food-App für Osnabrück? – Hamwa! Für alle, die den kleinen Witz jetzt nicht verstanden haben: Hamwa steht für “Haben wir da” und könnte das Konzept hinter der türkisgrünen App kaum besser beschreiben. Denn das Projekt, an dem Marie-Luise Meyer zusammen mit ihren Gesellschaftern Wolf Goertz und Frederick Beckmann arbeitet, soll Osnabrück die hiesige Systemgastronomie schmackhaft machen. Mit wenigen Klicks in der App können Userinnen und User bald beispielsweise bei ihrer Lieblingsbäckerei bestellen und bezahlen. Die Brötchen werden dann einfach vor Ort abgeholt – ohne lästiges Anstehen oder enttäuschte Gesichter, sollten die Lieblingsbrötchen nicht vorrätig sein. Hamwa möchte es schaffen, den sogenannten “Click & Collect”-Service in Osnabrück zu vereinfachen. Denn spätestens seit der Corona Pandemie haben wir das unkomplizierte Verkaufsmodell schätzen gelernt. Doch woran es noch hapert, ist eine zentrale und übersichtliche Plattform, auf der man seine Produkte für den “Click & Collect”-Service anbieten kann. Die Bestellung per Telefon oder E-Mail ist für manche eben zu umständlich. Eine App, bei der sich Userinnen und User nicht einmal anmelden müssen, kann da Abhilfe schaffen.
Hamwa soll also die digitale Tür zum lokalen Markt sein – eine Hilfe, die den Bestellvorgang zwar in die App verlagert, aber die Menschen trotzdem dazu animiert, ihre Bestellung vor Ort in Empfang zu nehmen. “Ich bin ja selbst ein totaler Fan der Osnabrücker Innenstadt”, berichtet Marie-Luise uns im Gespräch. “Ich kann so einen Stadtbummel richtig zelebrieren und hoffe auch, dass ich durch die App die digitale und die analoge Welt besser miteinander verbinden kann”.
Doch Marie-Luises Idee zur App ist weniger ein kreativer Einfall, der auf ihrem eigenen Kaufverhalten basiert. Vielmehr beruht das App-Konzept auf harten Fakten. Schon in ihrem Wirtschaftspsychologie-Studium an der Hochschule Osnabrück beschäftigte sich die 26-Jährige mit dem Konsumverhalten von Digital Natives – der Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist. Im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Bäckereien kam heraus, dass sich gerade die Digital Natives von anderen Konsumgruppen unterscheiden würden. Services wie “Click & Collect” würden hier besonders gerne in Anspruch genommen werden und passten zum Konsumverhalten der Zielgruppe.
Das Kaufverhalten derer, die mit dem Internet aufgewachsen sind, muss also in Zukunft auch auf dem lokalen Markt im Mittelpunkt stehen. “Omnichannel Retail” lautet hier das Stichwort. Dieser Begriff, der sich erstmal viel zu kompliziert für den einfachen Verbrauchenden anhört, bedeutet lediglich, dass sich ein Verkaufsprozess auf mehreren Kanälen abspielt. Während man bald bei Hamwa also digital bestellt und bezahlt, kann man sein analoges Produkt dann einfach vor Ort abholen. Doch das soll nur der erste Schritt der App sein. Denn Marie-Luise und ihr Team planen auch eine soziale Komponente, die es Userinnen und Usern ermöglicht, sich zu vernetzen und Empfehlungen auszusprechen. “Wir planen einen Social-Commerce-Ansatz. Also dass man wirklich gucken kann, was die Freunde oder Kommilitoninnen posten und bewerten. So weiß ich, wo ich gut hingehen kann und das Marketing liegt quasi beim Endverbraucher oder der Endverbraucherin”, erklärt Marie-Luise. Hier sieht die Gründerin auch einen klaren Vorteil für kleinere lokale Unternehmen, die nur ein endliches Budget für Marketing haben.
Der Plan ist also ausgefeilt und an der Umsetzung arbeitet das Hamwa-Team gerade auf Hochtouren. Momentan befindet sich die App in der Testphase. Beim ersten “Piloten” – dem Hohlt Frühstücks- und Snackservice – kann das Team bereits die Lieblingsbrötchen zum Frühstück bestellen und die App dabei auf Herz und Nieren, oder eben Bits und Pixel, testen. Für Marie-Luise, die erst im September 2021 zusammen mit Wolf Goertz und Frederick Beckmann die Hamwa-Gründung wagte, beginnt jetzt also die entscheidende Phase. “Das ist gerade eine sehr aufregende Zeit. Jeden Tag passiert etwas Neues”, berichtet uns die junge Chefin begeistert. Und auch wir sind gespannt, wie Marie-Luises App den lokalen Einzelhandel verändern kann, ob der Spagat zwischen digitaler und analoger Welt klappt und wann wir die ersten Osnabrücker Springbrötchen mit der Hamwa-App bestellen können.
Das könnte Euch auch interessieren