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Streuobstwiese in Osnabrück – Der Kalkhügel Garten

Obstwiese, Obstgarten, Bitz, Bangert, Bongert, Baumgarten oder Bungert – eine Streuobstwiese hat viele Bezeichnungen, doch die Idee dahinter ist immer gleich. Auf einer Fläche stehen “verstreut” verschiedene Obstbäume von ganz unterschiedlichem Alter sowie Pflanzen, Kräuter und Stauden. Durch ökologische und nachhaltige Gartenpflege können sich die Gewächse hier frei entfalten und bieten vielen (bedrohten) Tierarten und Insekten einen ruhigen Lebensraum. Durch die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt und deren wechselseitigen Beziehungen untereinander entsteht ein komplexes Ökosystem, genauer gesagt ein Biotop. Dieses Biotop ist allerdings mindestens genauso gefährdet wie seine Bewohnenden, da diese traditionelle Art des Obstanbaus durch Anbau von Plantagenobst, intensiver Landwirtschaft und Siedlungsbau zunehmend verdrängt wird.

Auf Ninas und Leons 2000 Quadratmeter großer Fläche am Kalkhügel wachsen seit über drei Jahren nicht nur verschiedenste Bäume, Pflanzen und Kräuter im Stil der Streuobstwiese, sondern auch eine einzigartige Gemeinschaft von Menschen, die diesen Ort und das Miteinander besonders schätzen. Spannend, was auf Streuobstwiesen so alles gedeiht!

Wenn aus Teilen Mehr wird

Eigentlich als eigener Rückzugsort gedacht, pachteten Nina und Leon im Juni 2017 einen Garten mit ca. 20 Apfelbäumen, die vom Verpächter und seiner Familie gepflanzt wurden, als er selbst noch ein Kind war. Schnell beschenkten diese Bäume sie mit reichlich Früchten, mit viel mehr, als sie zu zweit jemals verbrauchen konnten. Die beiden entschieden sich dafür, die Äpfel zu verschenken und so kamen die ersten Leute in den Garten. Man pflückte zusammen die Äpfel, unterhielt sich, lachte und tauschte sich über Erfahrungen aus. “Es ist ein Geben und Nehmen”, erzählt uns Nina. Die Leute nehmen das Obst und geben ihre Gemeinschaft für unvergessliche Tage auf der Streuobstwiese. Und seitdem gibt es jedes Jahr zur Streuobstsaison Äpfel, Birnen, Kräuter und mehr zu verschenken. “Es wird auch immer so bleiben, unser Obst wird immer nur verschenkt”, betont Nina.

2018 stießen sie auf die Streuobstpädagogik und absolvierten eine Ausbildung in diesem Bereich, um ihr Wissen zu erweitern. Dabei ist es Nina und Leon in ihrem Garten wichtig, dass die Kinder lernen, indem sie erleben. Das Biotop Streuobstwiese wird sich dabei gemeinsam erarbeitet. Das Highlight bei den Kids ist die Ernte und Verwertung. Es werden Äpfel gepflückt und mit der manuellen Saftpresse zu köstlichem selbst gemachten Apfelsaft verarbeitet, der dann natürlich auch verkostet werden darf. Bei der Streuobstpädagogik gibt es viele Themen, die zur möglichen Arbeitsgestaltung herangezogen werden können und auch die Umweltbildung stößt auf großes Interesse.

“Einmal ist ein älteres Ehepaar bei uns durch den Garten gelaufen und der Mann, der war total fasziniert und sagte, dass er hier schon als Kind gespielt habe, da war er sechs Jahre alt und die Bäume seien damals schon gestanden”, erzählt uns Nina von einem rührenden Erlebnis in ihrem Garten. Und das wünscht sie sich auch für die Kinder, die hier im Garten spielen, lernen, Schilder bemalen, Nistkästen aufhängen und vieles mehr erleben: Dass sie eines Tages mit ihren eigenen Familien herkommen, Vertrautes wiederkennen, ihre Kinder hier auch unvergessliche Erlebnisse sammeln und dieser Ort so immer das bleibt, was er seit Tag eins ist – Familie und Gemeinschaft.

Die BESTEN Tipps von Nina und Leon

Der Platz ist nicht entscheidend

Wenn ihr nicht über viel Platz verfügt, gibt es trotzdem tolle Lösungen, um den Obstbaum auf eurer Fläche zu etablieren. Säulen- und Spindelobstbäume oder ein Spalier an einer Hauswand, der die Äste links und rechts an der Hauswand entlang führt, sind nicht nur platzsparende Früchteträger, sondern auch echte Hingucker!

Beim Pflanzen von Bäumen eine Baumscheibe anlegen

Jetzt fallen schon die ersten Fachbegriffe. Aber keine Sorge, wir werden euch natürlich aufklären. Beim Pflanzen eines neuen Baumes sollte der Bereich von 70-100 cm um den Baum komplett frei von anderen Gewächsen bleiben, darunter fällt auch Rasen. Beim Gießen werden dem Baum so keine Nährstoffe von anderen Pflanzen entzogen. Diese Baumscheibe sollte man ruhig ein paar Jahre so lassen, bis der Baum ausgewachsen ist.

Schnittpflege

Mit dem Einpflanzen ist es leider nicht getan. Die Wenigsten wissen, wie wichtig die jährliche Schnittpflege bei Bäumen ist, gerade der sogenannte “Erziehungsschnitt” in den ersten Jahren. Den sollte man auf keinen Fall vernachlässigen, ansonsten kann es passieren, dass der Baum vergreist. Beim “fachgerechten, liebevollen Schnitt” unterstützen Nina und Leon oft auch in Privatgärten.

Geduld

Nicht verzweifeln, wenn der Baum immer noch keine Früchte trägt. Bis das erste Obst an den Zweigen hängt, kann es fünf bis sieben Jahre lang dauern. Doch das Warten und die gute Pflege wird belohnt!

Nistkästen

Für die gefederten Freunde könnt ihr einen Nistkasten an eurem Baum platzieren und gebt Vögeln so einen Rückzugsort. Einen Brutkasten für Vögel zu bauen ist zudem noch ein spaßiges Erlebnis für die ganze Familie!

Vogelfutter

Um das Vogelparadies zu vollenden, fehlt natürlich noch ein Buffet! Vogelfutter sollte dabei nicht nur im Winter angeboten werden. Das Füttern von Vögeln ist auch ganzjährig empfehlenswert, da aufgrund der von Monokultur geprägten Landwirtschaft nur wenig Futtermöglichkeiten für Vögel bleiben. Für das Futtergemisch kann man Kokosfett in einem Topf erwärmen, Nüsse und Wildvogelfutter hinzugeben und die Masse in eine Kokos- oder Orangenschale, aber auch in einen ausgehöhlten Apfel drücken. Wenn sie fest geworden ist, könnt ihr damit auch schon euren Baum zieren und den hungrigen Schnäbeln eine Freude machen. Und für den fröhlichen Gesang, mit dem Vögel unsere Gärten bereichern, verdienen sie unserer Meinung nach auch eine Belohnung.

Verwertung

Egal, ob Kuchen, Schnaps, Säfte, Sirup, Punsch oder Mus: Am Kalkhügel werden oft neue saisonale Rezepte ausprobiert, in der Outdoorküche zubereitet und zusammen verköstigt. Nina hat uns einen ihrer Rezeptkracher verraten, sodass ihr ein Stück Kalkhügel Garten zu Hause schmecken und euer eigenes Obst ganz besonders genießen könnt:

Apfelmatschkuchen

Zutaten:
125g Butter oder Margarine (weich), 125g Zucker, 3 Eier, 1/2 Pck. Backpulver, 250g Mehl, 1 1/2kg Äpfel (geschält und in Achtel geschnitten), Zucker/Zimt, Butter zum Bestreichen

Zubereitung
Margarine/Butter, Zucker, Eier, Backpulver und Mehl zu Rührteig verkneten. Geschnittene Äpfel unterheben. Den Teig in eine gefettete Springform füllen und glätten.
Bei 200 Grad Ober-/Unterhitze ca. 45 Minuten backen. Kuchen mit viel Butter bestreichen und mit Zucker/Zimt-Mischung bestreuen. Dann nochmal 10-15 Minuten Backen (ggf. Auf Umluft stellen, falls der Kuchen zu braun wird)

Guten Appetit!

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