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Hoch hinaus beim OVfL – Ein Einblick in die Welt des Segelfliegens

Segelfliegen – das ist vielleicht eine der eindrucksvollsten Sportarten, die man so machen kann. Zu dieser Erkenntnis kamen wir spätestens, als wir selbst einmal mitfliegen durften. Die Gelegenheit dazu hatten wir beim OVfL, dem Osnabrücker Verein für Luftfahrt.
Das Gelände des Vereins befindet sich im Bramscher Ortsteil Achmer. Vom dörflichen Bahnhof aus sind wir zu Fuß in weniger als einer halben Stunde am Flugplatz. Wir werden begrüßt von Felix. Er führt uns heute über das Vereinsgelände und gibt uns einen Einblick in die Welt des Segelfliegens.

Mit der Winde in die Luft

Vor uns liegt eine weitläufige Wiese – der Flugplatz des OVfL. Hier herrscht auch am frühen Sonntagvormittag schon reger Betrieb. Neben einer kleinen Personengruppe stehen eine ein paar Bänke, ein mobiler Tower, der den Luftraum überwacht, und natürlich Segelflugzeuge.
Sind die Leute hier alle Vereinsmitglieder?
“Nein, nur ein Teil. Bei uns kommen auch viele Besucher vorbei, die sich den Flugbetrieb anschauen oder an Gastflügen teilnehmen.”, erklärt uns Felix.
Er selbst trat bereits mit 14 Jahren dem OVfL bei und begann seine Segelflugausbildung. “Mein Vater ist auch Mitglied im Verein. Dadurch war für mich immer klar, dass ich auch fliegen möchte.”

Segelflugzeuge zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ohne Motorkraft in der Luft halten können. Zum Abheben sind sie aber auf Unterstützung angewiesen. Die meisten Starts werden mit einer Seilwinde durchgeführt. Der OVfL benutzt dafür ein ausgemustertes, in Eigenarbeit dafür umgebautes Militärfahrzeuge, das mit einem 225 PS-Motor ausgestattet ist und am anderen Ende des Fluggeländes, in etwa einem Kilometer Entfernung steht. Hier drin sitzt Niklas, der an diesem Tag Windenführer ist, und spricht sich über Funk mit dem Tower ab.
Wenn das Startkommando kommt, wird die Winde per Hebelsteuerung zügig aufgerollt und das Flugzeug hebt nach wenigen Metern ab. Wenn eine Höhe von etwa 450 Metern erreicht ist, klinkt sich das Flugzeug aus und hält sich nun selbst in der Luft. Das Zugseil gleitet unterdessen mit einem kleinen Fallschirm Richtung Boden und wird nach der Landung mit einem sogenannten Lepo ausgerollt und wieder zur Startposition gebracht. Der Lepo ist ein eigens dafür hergerichtetes Auto, das mit einem großen Dachgestell ausgerüstet ist, an dem bis zu zwei Seile befestigt werden können. Sind die Seile angebracht, geht es also von der Winde aus quer über die Wiese zurück zu den Flugzeugen, die noch am Boden stehen und der Ablauf geht von vorne los.

Von Aufwind zu Aufwind

Ihre Bauweise und das niedrige Gewicht erlauben es Segelflugzeugen, aufsteigende Luftströme auszunutzen, um an Höhe zu gewinnen. Außerhalb der Aufwinde sinken die Flugzeuge langsam ab. Den PilotInnen ist es selbst überlassen, wie lange sie in der Luft bleiben. Manche drehen nur eine kurze Runde um den Flugplatz, andere arbeiten sich von Aufwind zu Aufwind und halten sich über mehrere Stunden am Himmel und legen dabei hunderte Kilometer zurück.
Für einen Langstreckenflug haben wir heute leider nicht genug Zeit mitgebracht. Stattdessen nimmt uns Felix noch auf einen Kunstflug mit. Aber dazu später mehr. Wir starten erstmal mit einem entspannten Rundflug.
Also auf geht’s: Nachdem wir den Notfallfallschirm angelegt haben, nehmen wir auf dem Sitz hinter Felix Platz und warten bis er sich mit dem Tower abgesprochen hat. Dann geht alles ganz schnell.
Das Flugzeug wird von der Seilwinde in Sekundenschnelle von 0 auf 100 km/h beschleunigt und löst sich zügig vom Boden. Nach nur wenigen Metern sind wir in der Luft und können den schönen Ausblick genießen. Nach ca. 15 Minuten in der Luft bringt Felix das Flugzeug für den Landeanflug in Position und bringt uns wieder sicher auf den Boden.

Spektakuläre Manöver beim Kunstflug

Und dann gibt es noch Kunstflüge. Für diese spektakuläre Variante des Segelfliegens wird der Start für gewöhnlich mit einem Motorflugzeug durchgeführt, das das Segelflugzeug mit einem Seil auf über 1100 Metern Höhe zieht.
Felix ist dieses Mal über Funk mit dem Piloten in der Motormaschine vor uns verbunden und gibt ihm Anweisungen, wo er uns hinziehen soll. Schließlich heißt es “Zieh uns bitte nochmal aus dem Wolkenkessel raus.” und nachdem wir noch eine Kurve gedreht haben, klinkt Felix das Flugzeug aus und der Kunstflug beginnt. Wir starten mit einem einfachen Looping. Danach führt Felix sein übliches Figurenprogramm aus, das aus verschiedensten Drehungen sowie Steig- und Senkflügen besteht. Die G-Kräfte, die dabei entstehen, drücken uns zum Teil mit dem 5-fachen unseres Körpergewichts in den Sitz.
Nach gut 25 Minuten sind wir wieder auf der Erde angekommen. Wir sind froh, alles heile überstanden zu haben und Felix ist sichtlich erschöpft. Segelkunstflug ist kräftezehrend. Eine Servolenkung gibt es in den Maschinen nicht. Die scharfen Richtungswechsel erfordern viel Muskelkraft und wenn die Sonne ungefiltert in das Cockpit scheint, wird es dort sehr warm. Neben ein bisschen Mut erfordert der Segelkunstflug also auch ein gewisses Maß an körperlicher Fitness.

Ein aktives Vereinsleben

Der OVfL zeichnet sich durch ein aktives Vereinsleben aus. Wer fliegen möchte, sollte bereit sein, Zeit zu investieren. Etwas über 150 Mitglieder zählt der Verein, rund 90 davon sind aktiv. Die aktiven Mitglieder sind für gewöhnlich mindestens einmal in der Woche am Flugplatz und verbringen dann oft den ganzen Tag hier. Dabei wechseln sie sich mit den verschiedenen Aufgaben rund um den Flugbetrieb ab. Mal steuert man für einige Zeit die Seilwinde, dann übernimmt man den Fahrdienst im Lepo oder hilft bei Auf- oder Abbauarbeiten.
“Gelegentlich sind wir auch das ganze Wochenende am Flugplatz. Man kann hier ohne Weiteres campen und unser Vereinshaus ist ausgestattet mit Duschen und allem, was man zum Übernachten braucht.”, so Felix.
Auch außerhalb der Flugsaison steht die Zeit am Achmer Flugplatz nicht still.
“Wir führen alle Arbeiten an den Flugzeugen selbst durch. Dadurch schaffen wir es, die Vereinsgebühren möglichst gering zu halten.”, erklärt uns Felix. Tatsächlich sind die Kosten für die Mitgliedschaft geringer, als wir erwartet hätten. Es gibt viele Fitnessstudios, die ihren Mitgliedern höhere Beiträge abnehmen.
Wer also etwas Zeit an der Hand hat und Freude am Vereinsleben hat, der oder die kann hier den Traum vom Fliegen wahr werden lassen. Oder vielleicht auch erst einmal an einem Gastflug teilnehmen. Lohnen tut sich mit Sicherheit beides! Alle Infos findet ihr auf der Website des OVfL.

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