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TYPISCHOsnabrück

Hunecke’s Puppenwelt

Heute berichten wir in unserem TYPISCHOsnabrück über “Hunecke’s Puppenwelt”. Ein Geschäft, welches sich seit über hundert Jahren in unserer heißgeliebten Hasestraße in Osnabrück befindet. Heute wird “Hunecke’s Puppenwelt” von Maike Hunecke in vierter Generation geführt. Das Besondere an Maike und ihrem Geschäft: Sie verkauft nicht nur Puppen und Stofftiere, sondern repariert sie auch. Schon seit 1895 besitzt dieses Geschäft, neben einem Friseursalon und dem Verkauf von Puppen und Stofftieren, auch eine Puppenklinik. Von diesen Puppenkliniken gibt es heute nur noch sehr wenige in Deutschland. Damit ist “Hunecke’s Puppenwelt” nicht nur in Osnabrück etwas ganz Besonderes.

Mehr als nur Puppen

Mehr als 126 Jahre gibt es das Geschäft mitten in der Innenstadt Osnabrücks nun schon. Früher war “Hunecke’s Puppenwelt” hauptsächlich ein Friseursalon, in dem Frauen und Männer wöchentlich ein und aus gingen, um sich die Haare und Bärte machen zu lassen; oft für besondere Anlässe, wie zum Beispiel das Theater. Zudem wurden Perücken bearbeitet und nebenbei die Puppenklinik betrieben. Eine Puppenklinik? Ja genau, neben dem Frisieren reparierten die Huneckes und deren Mitarbeitenden hochwertige Puppen oder Bären von Kindern, Erwachsenen und passionierten SammlerInnen. Früher fand man tatsächlich viele dieser Puppenkliniken deutschlandweit, doch ab den 60er Jahren gaben viele ihre Puppenkliniken auf. Die Huneckes blieben jedoch standhaft und sind damit eine der wenigen, wenn nicht sogar eine der einzigen Puppenkliniken in Norddeutschland. Der Grund, warum Maike ihre KundInnen nicht nur aus ihrer Heimatstadt Osnabrück, sondern auch aus dem Emsland, Bielefeld, Herford, Münster und von hoch oben an der Nordsee begrüßen darf. Zum Teil kamen sie sogar schon aus Amerika, Ungarn und Gran Canaria.

Obwohl früher ein kleines Team den Laden an der Hasestraße gefüllt hat, führt Maike das Geschäft nun ganz allein. Hin und wieder unterstützt ihre erfahrene Mutter, von der sie das Geschäft übernahm. “Meistens dann, wenn es ums Nähen geht, darin ist meine Mutter begabter als ich”, gibt Maike ehrlich zu. Ansonsten hat sich einiges im Geschäft geändert. Denn heute steht hier die Puppenklinik im Vordergrund. Maikes Job dreht sich nun also zu großen Teilen um das Reparieren von Plastikärmchen und Puppenaugen. Anders als beim Friseurhandwerk gibt es für so einen außergewöhnlichen Beruf wie den der “Puppenärztin” auch keine Ausbildungsmöglichkeiten mehr. Daher absolvierte Maike vorerst eine Ausbildung zur Friseurin und bildete sich danach zur Friseurmeisterin weiter. Noch heute schneidet sie in ihrem Geschäft die Haare von ihren KundInnen. Ihr Hauptgeschäft ist und bleibt jedoch das Verkaufen und Reparieren von Puppen und Teddybären – also die Puppenklinik.

Maikes Interesse an Puppen musste sich jedoch erst einmal entwickeln. Als Kind fand sie Autos viel interessanter. Obwohl sie im Geschäft ihrer Eltern aufwuchs, schon als Kind die ein oder andere Puppe reparierte und ständig umgeben von diesen war, hatte sie nur eine einzige Puppe – ihre schwarze Lieblingspuppe, die sie noch heute besitzt. Erst mit der Zeit fing sie dann an, Puppen zu lieben. Kaum zu glauben also, dass sich das Leben der Osnabrückerin nun fast ausschließlich um die Püppchen dreht. Aktuell stehen rund 60 Puppen in ihrem Geschäft zum Verkauf, aber auch flauschige Teddybären und andere tolle Stofftiere kann man in ihren Regalen entdecken.

Auch in der Herstellung der gegenwärtigen Puppen habe sich viel getan. Maike berichtet uns, dass die Herstellung von Puppen aus Zelluloid heute verboten ist, da sie leicht brennbar seien und sich dadurch giftige Stoffe freisetzen. Dennoch hat Maike eine Menge Ersatzteile auch für diese Puppen auf Lager, sodass sie ohne Probleme alte und noch vorhandene Puppen aufpeppeln kann. Dazu braucht sie meistens nur das jeweilige Ersatzteil, eine Pinzette und eine Zange. Als die DDR damals aufgelöst wurde und daraufhin viele Leute ihre Puppenkliniken aufgaben, fuhr Maikes Vater mehrere Male in die neuen Bundesländer und kaufte säckeweise Ersatzteile ein. Daher fehlt es Maike in keinem Fall an Reparaturmöglichkeiten für ihre Puppenklinik. “Alle Puppen, die aus Vinyl und Stoff bestehen, lassen sich ohne Probleme reparieren”, bestätigt Maike. Einen tollen Tipp, den sie allen Zelluloid-Puppen-LiebhaberInnen mit auf den Weg geben möchte, ist, die Zelluloid-Puppe einmal im Jahr vorsichtig mit Melkfett einzureiben. So bleibt das Material geschmeidig, die Puppe wird nicht brüchig und kann damit noch viele Jahre “weiterleben”.

Puppen können Wunder bewirken

Eine besonders schöne Geschichte, die Maike erzählt, hat auch uns sehr berührt. Denn eines Tages unterhielt sich Maike mit einer Nonne, die in einem Altersheim mit demenzkranken Leuten arbeitete. Viele von ihnen würden stark unter der Krankheit leiden, was dazu führe, dass kaum noch jemand spreche, berichtete diese. Zusammen mit der Nonne und ein paar echt aussehenden Puppen machte sich die Puppenärztin auf den Weg ins Altersheim. Maike legte den Demenzkranken die Puppen in die Arme. Was geschah soll wirklich herzzerreißend gewesen sein. Plötzlich begannen die Leute, die zuvor kein Wort sprachen, mit den Puppen zu sprechen. Sie blühten förmlich auf und kümmerten sich um die Puppen, als wären es Kinder. “Ein wirklich schöner Moment, die alten und kranken Leute wieder so glücklich zu sehen”, sagt Maike. Ein weiterer Grund, warum sie ihren Job so liebe.

“Der Job macht nicht reich, aber es ist ein toller Beruf, denn ich mache andere Menschen glücklich”, verrät uns Maike. Sie erzählt uns, dass eben nicht nur SammlerInnen und Kinder mit ihren kaputten Stofftieren und Puppen zur Reparatur kommen. Auch viele Leute aus der älteren Generation kämen heute gerne zu Maike und ließen ihre Puppen oder Teddybären reparieren. Denn diese hätten eine ganz besondere Bedeutung für sie. Im zweiten Weltkrieg waren viele Leute auf der Flucht und Kinder hatten zum Teil nur diese eine Puppe oder diesen einen Teddybären als Spielzeug, vielleicht auch als besten Freund oder beste Freundin. Daher pflegen und hegen die Leute ihre Puppen oder Bären noch heute ganz besonders. Häufig bekommt Maike sogar mehrseitige Briefe mit tollen Geschichten zum “Patienten”. Daran merkt man, wie sehr die KundInnen an diesen Puppen oder Bären hängen.

Neben dem Verkauf von Puppen, Stofftieren und Blechspielzeugen bietet Maike übrigens auch Puppenkleidung an. Zusätzlich steht ein Mietregal im Schaufenster ihres Geschäftes, wo begabte OsnabrückerInnen ihre selbstgemachten Sachen – egal, ob Textilien, Bilder oder andere kreative Dinge – zur Schau stellen dürfen. Seid ihr auch interessiert? Dann meldet euch gern bei Maike Hunecke in ihrer Puppenklinik an der Hasestraße.

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